TCS-Winterreifentest 2008
14.10.2008
Der Touring-Club Schweiz testete 37 Winter- und 3 Ganzjahresreifen in zwei unterschiedlichen Dimensionen (175/65 R 14 T und 195/65 R 15 T). Testkriterien waren Bremsen, Aquaplaning, Handling, Treibstoffverbrauch, Verschleiss und Schnelllauf. 8 Reifen erzielten die Bestnote, 21 Reifen erhielten die Note „empfehlenswert“.
Damit steht den Konsumenten eine breite Auswahl an guten Winterreifen zur Auswahl. Allerdings ist bedenklich, dass 20% des Testfelds mit „nicht empfehlenswert“ abschnitten. Diese Pneus, vorwiegend Billigreifen, haben vor allem in den sicherheitsrelevanten Kriterien versagt. Die Reifen von Marshal, Wanli, Tigar, Nankang und Linglong erschrecken selbst den kühnsten Testfahrer. Der TCS empfiehlt, in etwas teurere Reifen und damit auch in höhere Sicherheit zu investieren. In der Dimension 175/65 R14 T wurden 20 Winter- und ein Ganzjahresreifen getestet. Vier Reifen wurden mit der Note „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet: der neue Vredestein Snowtrac 3, der Continental WinterContact TS800, der neue Goodyear UltraGrip 7+ so wie der Dunlop SP Winter Response.
Diese wurden in beiden Grössen getestet und erreichten jeweils sehr gute Resultate. Vredesteins Snowtrac 3 ist mit den besten Wintereigenschaften an der Spitze, gefolgt vom Conti WinterContact TS 800. Dieser weist die besten Leistungen im Nassen auf, bleibt allerdings bei den Wintereigenschaften leicht hinter dem Vredestein zurück. Goodyears neuer UltraGrip 7+ und Dunlops SP Winter Response sind in allen Kriterien sehr ausgewogen und komplettieren die Spitzengruppe.
Die Note „empfehlenswert“ erreichten zehn Reifen (Michelin Alpin A3, Fulda Kristall Montero 2, Bridgestone Blizzak LM20, Pirelli Winter 190 Snowcontrol, der neue Semperit Master-Grip, der Hankook Icebear W440, der neue Ganzjahresreifen Goodyear Vector 4 Seasons, der Sava Eskimo S3, der Matador Nordica Basic MP 52 und der Barum Polaris 2). Schlechter eingestuft wurden diese insbesondere durch schwächere Leistungen auf nasser Fahrbahn oder im Schnee. Der Michelin Alpin A3 wurde in beiden Grössen getestet. Gewohnt stark punkto Verschleiss, weist er im Nassen und auf Schnee leichte Schwächen auf. Ein schwaches Nässeniveau zeigen auch BFGoodrich und Maloya. Diese erhalten dafür lediglich ein „bedingt empfehlenswert“. Das „empfehlenswert“ für den neuen Ganzjahresreifen 4 Seasons von Goodyear gilt nur für die Winterzeit, im Sommer ist der Pneu „bedingt empfehlenswert“. Überdies erhielt dieser Reifen die schlechteste Note im Treibstoffverbrauch. Der Ceat Artic 3 fällt wegen schlechten Bremseigenschaften auf trockener Fahrbahn auf, wo er selbst den Minimalanforderungen nicht genügt und ein „nicht empfehlenswert“ erhält. Auf nasser Fahrbahn versagen der Gislaved Euro Frost 3, der Maxxis Presa Snow Wintermaxx sowie der Tigar Winter 1. Die absolut schlechteste Note erhielt Linglong für seine Reifen im Nassbremsen. Selbst die Aquaplaningeigenschaften sind kaum besser, und die Reifen sind so schlecht, dass diese ein hohes Sicherheitsrisiko darstellen und nicht verkauft werden dürften.
Bei den Winterreifen der Dimension 195/65 R 15 T wurden 17 Winter- und zwei Ganzjahresreifen getestet. Vier Hersteller konnten mit dem Prädikat „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet werden. Bestnoten erhielt nur der neue WinterContact TS 830 von Continental in den Kategorien Nässe und Eis. Die Verschleissleistung gegenüber dem Vorgänger wurde erfreulicherweise deutlich angehoben. Goodyear hat den UltraGrip 7 neu gestaltet und verbraucherfreundlicher gemacht, was mit einem zusätzlichen „+“ honoriert wird. Er überzeugte in allen Prüfkriterien mit sehr guten Leistungen. Auch der kleine Bruder aus Deutschland, der Dunlop SP Winter Sport 3D, schnitt gut ab. Der Pirelli Winter 190 Snowcontrol rundet die Gruppe der „sehr empfehlenswerten“ Reifen ab.
Bester „empfehlenswerter“ Reifen ist der Michelin. Er beeindruckt insbesondere im Verschleiss und im Treibstoffverbrauch. Trotzt leichten Schwächen auf nasser Fahrbahn dürfte er für Vielfahrer ein guter Kompromiss sein. Das aktuelle Modell von Bridgestone ist seit längstem im Markt und kann mit den jüngeren Mitbewerbern nicht mehr ganz mithalten. Die neuen Winterreifenmodelle von Vredestein, Kumho, Nokian und Firestone reihen sich in das breite Mittelfeld ein.
Ganzjahresreifen: Schwächen auf Nässe, Schnee und Eis
Die beiden neuen Ganzjahresreifen Goodyear Vector 4 Seasons und Vredestein Quatrac 3 wurden mit den Winterreifen verglichen, und so gilt die Empfehlung nur für die Winterzeit. Der Goodyear zeigt im Trockenen keine grossen Vorteile gegenüber den Winterreifen. Trotz Schwächen im Nassbereich und auf Schnee kann er wenigstens im Verschleiss überzeugen. Der Vredestein positioniert sich auf trockener Fahrbahn in der Spitzengruppe. Viel Vorsprung gegenüber den Winterreifen ist aber auch bei ihm nicht auszumachen. Die Schwächen ziehen sich durch die restlichen Kriterien Nässe, Schnee und Eis. Der Quatrac 3 pendelte sich auf einem „empfehlenswerten“ Niveau ein. Ein Mehrverbrauch von 1,2 Litern je 100 Kilometer (+15%) im Vergleich zum besten Reifen ist eindeutig ein Nachteil. Aufgrund der neu eingeführten Abwertungsregel für den Treibstoffverbrauch erhielt der Quatrac 3 infolgedessen lediglich die Note „bedingt empfehlenswert“. Die Produkte Nankang, Marshal und Wanli wurden aufgrund mangelhafter Nassergebnisse mit „nicht empfehlenswert“ bewertet.
Fazit
Es gibt nach wie vor sehr schlechte Reifen im Handel, so etwa die Reifen von Nankang, Marshal und Wanli aus dem Billigpreissortiment. Die Testresultate waren so erschreckend, dass der TCS dringend davon abrät, diese zu kaufen.
Konzeptvergleich 4x4-Geländewagenreifen
Etwa 18% des PW-Bestands der Schweiz machen Fahrzeuge mit Allradantrieb aus. Darunter sind auch Limousinen und Sportwagen. Die Geländewagen kommen bei den Verkaufszahlen 2008 auf einen Anteil von ca. 14%.
Diese Fahrzeuge werden vielfach gekauft, weil sie den Eindruck vermitteln, „alles zu können“. Diese Universalität wird auch den bei ihnen meistens verwendeten „All Season“-Reifen zugeschrieben. Solche Reifen, die auch mit „M+S“ markiert sind und damit als Winterreifen gelten, sind zumeist als Erstausstattung am Geländewagen montiert. Für die Nachrüstung werden hingegen mindestens fünf verschiedene Arten von Geländewagenreifen angeboten. Das sorgt für zusätzliche Verwirrung. Der TCS-Test will die Schwächen der „All Season“-Reifen aufzeigen. Auf Schnee sind diese Art von Reifen ein Sicherheitsrisiko, auch bzw. vor allem wenn sie auf Geländewagen montiert sind.
Fazit
Der TCS-Test beweist klar, dass auch bei den Geländewagen der Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen notwendig ist. Die beste Lösung für die Sommermonate ist der UHP-Sommerreifen. Im Winter ist der reinrassige Winterreifen ganz klar im Vorteil. Wenn man mit einem Geländewagen auf allen Fahrbahnoberflächen unterwegs sein will, verspricht das Zauberwort „All Season“ (Ganzjahresreifen) viel. Diese Reifen können weder im Sommer- noch im Winter das Optimum leisten und sind ein schlechter Kompromiss. Der Offroad-Reifen ist hingegen, wie es der Name sagt, für schweres Gelände geeignet. Im leichten Gelände (harter Sand und Naturstrassen) ist er der ungeeignetste Pneu von allen.
Fahren mit zu geringem Luftdruck
Obwohl der Reifen das wichtigste Bindeglied zwischen Fahrzeug und Strasse ist, gehen die Autofahrer nicht besonders sorgfältig mit ihm um. Insbesondere die regelmässige Luftdruckkontrolle lässt zu wünschen übrig. Bis zu 30% der Fahrzeuge sind in Europa mit zu geringem Druck unterwegs. Erhöhtes Risiko von Reifenschäden, deutlicher Treibstoffmehrverbrauch und geringere Pneu-Lebensdauer sind die Folgen.
Ergänzend zu den bekannten Langzeitfolgen hat der TCS einen Spezial-Reifentest durchgeführt. Darin hat er die Auswirkungen von zu niedrigem Pneudruck auf die Fahreigenschaften geprüft. Das Hauptaugenmerk wurde auf die sicherheitsrelevanten Fahreigenschaften gelegt, und es wurden die Erhöhung des Rollwiderstands und der damit verbundene Treibstoffmehrverbrauch ermittelt. Zu geringer Reifendruck kann jedes Brems- oder Ausweichmanöver lebensgefährlich machen. Neben der kontinuierlichen Verschlechterung der Fahreigenschaften bei abnehmendem Reifendruck führt zu geringer Luftdruck auch zu erhöhtem Treibstoffverbrauch von bis zu 0,3 Litern je 100 Kilometer. Auch mit diversen elektronischen Fahrdynamiksystemen wie zum Beispiel ABS oder ESP kann fehlender Reifendruck nicht kompensiert werden. Die Kurvengeschwindigkeit liegt tiefer als mit korrektem Luftdruck im Reifen, und der Grenzbereich sinkt stetig. Mit der Ausnahme der ABS-Bremsen verschlechtern sich alle sicherheitsrelevanten Kriterien drastisch, wenn der Luftdruck bei allen vier Reifen um 1,0 Bar sinkt, von einer weiteren Erhöhung des Verbrauchs ganz zu schweigen. Die Eigenschaften verschlechtern sich im gleichen Mass zum Zustand mit korrektem Luftdruck, unabhängig davon, ob das Fahrzeug beladen oder leer ist. Eine Druckminderung von 0,5 Bar ist optisch kaum wahrnehmbar.
Verschlechtert sich der Druck auf dem kurvenäusseren Vorderrad, ist das Aquaplaningverhalten signifikant schlechter. Ist bei allen vier Reifen der Luftdruck reduziert, dann verschlechtern sich die Aquaplaningeigenschaften fast auf die Hälfte. Fahren mit zu wenig Luftdruck ist sehr gefährlich. Wenn das Fahrzeug für die bevorstehenden Ferien zudem vollbeladen ist oder ein Wohnanhänger gezogen wird, dann kann Minderdruck zu schwerwiegenden Unfällen führen. Der Reifenluftdruck sollte bei jedem zweiten Tankvorgang durch den Fahrzeuglenker geprüft werden.
Nicht nur die Strassensicherheit wird dadurch erhöht, auch der Geldbeutel der Automobilisten wird durch weniger Verschleiss und geringeren Treibstoffverbrauch weniger stark beansprucht. Eine nützliche Hilfe zur Überprüfung des Reifendrucks sind die Reifendruckkontrollsysteme, die eine permanente Anzeige und Überwachung des Reifendrucks auch während der Fahrt erlauben.
Hinweise und Tipps für Winterreifen:
Augen auf beim Reifenkauf: Wer sich nach Reifentests erkundigt oder Offerten einholen will, muss die vollständige Reifendimension kennen (z. B. 195/65 R 15 T). Kaufen Sie keine „Rabattsätze“, sondern mindestens „empfehlenswerte“ Reifen zu einem angemessenen Preis inkl. Nebenkosten und Dienstleistungen.
Reifendruck: Der Reifen ist das wichtigste Bindeglied zwischen Fahrzeug und Fahrbahn. Die regelmässige Kontrolle des Reifendrucks hilft nicht nur Treibstoff zu sparen, sondern erhöht auch die Sicherheit. Ein falscher Reifendruck verändert das Fahrverhalten und verkürzt die Reifenlebensdauer.
TCS-Ratgeber „Winterreifen 2008“: Die vollständigen Testergebnisse sowie viele nützliche Tipps enthält der TCS-Ratgeber „Winterreifen 2008“. Er ist für TCS-Mitglieder kostenlos in allen TCS-Geschäftsstellen ab dem 31. Oktober 2008 erhältlich (Nichtmitglieder 10 Fr.).
Reifenbezeichnung, was Sie schon immer wissen wollten
Quelle: TCS
www.tcs.ch
José Peixoto/pd