TCS-Sommerreifentest 2008
31.03.2008
Nur 8 von 36 getesteten Reifen mit Bestnote
Der Touring-Club Schweiz (TCS) testete 36 Sommerpneus in zwei unterschiedlichen Dimensionen (175/65 R 14 und 195/65 R 15). Acht Reifen erzielten die Bestnote. An 16 Reifen konnte die Note „empfehlenswert“ vergeben werden. Damit steht den Konsumenten eine breite Auswahl an guten Reifen zur Auswahl. Die fünf getesteten Billigpneus versagten vor allem in den sicherheitsrelevanten Kriterien und schnitten somit als „nicht empfehlenswert“ ab. Der Vergleichstest erfolgte auf trockener und nasser Fahrbahn, unter Berücksichtigung der Kriterien Bremsen, Aquaplaning, Handling, Treibstoffverbrauch, Verschleiss und Schnelllauf.
In der Dimension 175/65 R 14 wurden 17 Sommer- und ein Ganzjahresreifen getestet. Vier Reifen wurden mit der Note „sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet. Es sind dies Pirelli Cinturato P4, Continental EcoContact 3, Fulda Eco Control und Kumho Solus KH17. Nur die Note „empfehlenswert“ – vor allem wegen schwachen Leistungen auf nasser Fahrbahn oder beim Verschleisstest – erreichten acht Reifen (Yokohama C.drive, Maloya Crono 485t, Firestone Multihawk, Goodyear DuraGrip, Dunlop SP 30, Semperit Comfort Life, Hankook Optimo K715 und Bridgestone B250). Die Pneus von Sava, Tigar, Avon und Trayal wurden aufgrund der schlechten Bremsergebnisse auf nasser Fahrbahn auf „nicht empfehlenswert“ abgewertet. Der Reifen TG 621 von Tigar überrascht zudem mit der Bezeichnung „All Season M+S“ (Matsch und Schnee) auf der Flanke und wurde deswegen als Ganzjahrespneu eingestuft. Die Bezeichnung „M+S“ kommt in der Regel nur bei Winterreifen vor. Mit diesem Profil ist der Tigar aber ein klarer Sommerreifen und hat im Winter nichts an einem Fahrzeug zu suchen.
Auf trockener Fahrbahn zeigten die getesteten Reifen mit fünf Ausnahmen (Barum, Sava, Tigar, Avon und Trayal) ein positives Bild. Beim Treibstoffverbrauch schneiden die besten Reifen dieser Dimension nur mit durchschnittlichen Ergebnissen ab. Dafür können bei diesem Kriterium die in der Gesamtbeurteilung schlechter bewerteten Reifen punkten. Beim Verschleisstest lagen sechs Reifen (Yokohama, Maloya, Semperit, Hankook, Vredestein und Avon) soweit unter dem Durchschnitt, dass dies eine Abwertung zur Folge hatte. Pirelli und Fulda zeigen, dass der Zielkonflikt Verschleiss - nasse Fahrbahn gut aufeinander abgestimmt werden kann; sie erzielten in beiden Kriterien Spitzenleistungen.
Bei den 19 getesteten Sommerreifen der Dimension 195/65 R 15 erreichten vier die Note „sehr empfehlenswert“ (Pirelli P6, Bridgestone Turanza ER300, Vredestein Sportrac 3 und Dunlop SP Sport Fastresponse). Zwölf konnten mit „empfehlenswert“ bewertet werden (Michelin Energy Saver, Ceat Tornado, Continental PremiumContact2, Maloya Futura Sport V, Yokohama C.drive, Fulda Carat Progresso, Firestone Firehawk TZ200 Fuel Saver, Goodyear Excellence, Uniroyal rallye 550, Barum Bravuris 2, Nokian V und Hankook Ventus Prime K105). Hierbei machte Michelins Energy Saver seinem Namen alle Ehre. Mit Bestnoten bei Verbrauch und Verschleiss, jedoch nur mit ausreichenden Ergebnissen beim Bremsen auf nasser Fahrbahn, erreichte dieser Reifen gerade noch die Note „empfehlenswert“. Es stellt sich die Frage, ob ein halber Liter Treibstoffersparnis je 100 Kilometer einen 7 Meter längeren Bremsweg rechtfertigt. Ausschlaggebend für die niedrigere Bewertung der zwölf Reifen waren schlechtere Ergebnisse auf nasser Fahrbahn oder beim Verschleisstest.
Zwei Hersteller wurden wegen schlechter Nässeeigenschaften mit „bedingt empfehlenswert“ bewertet (BFGoodrich Profiler 2 und Toyo Proxes CF1). Der Billigreifen Wanli S1095 erhielt aufgrund schlechter Ergebnisse in allen Testkategorien die Note „nicht empfehlenswert“.
Auf trockener Fahrbahn erreichten 18 Reifen gute Resultate, nur der Billigpneu Wanli konnte nicht punkten. Beim Treibstoffverbrauch schnitt der Reifen von Michelin am besten ab. Die anderen Vertreter erreichten nur unterdurchschnittliche bis durchschnittliche Werte. Beim Verschleisstest mussten sechs Reifen (Continental PremiumContact 2, Maloya Futura Sport V, Yokohama C.drive, Uniroyal rallye 550, Hankook Ventus Prime K105 und Toyo Proxes CF1) abgewertet werden. Auf Platz eins steht wiederum der Reifen von Michelin. Die anderen erzielten gute Resultate.
Die Schnelllaufprüfung wurde nach einer TCS/ADAC-Norm durchgeführt, die strenger ist als die DIN-Prüfung. Alle Reifen haben diese Prüfung bestanden.
Bei den getesteten Reifen handelt es sich um wichtige Vertreter auf dem Schweizer Markt. Die Dimension 175/65 R 14 eignet sich für Kleinwagen wie Citroën C2/C3, Ford Fiesta, Peugeot 206, Renault Clio oder Smart Forfour. Die Reifendimension 195/65 R 15 V ist für Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge geeignet.
Reifendruckkontrollsysteme im TCS-Test
Obwohl der Reifen das wichtigste Bindeglied zwischen Fahrzeug und Strasse ist, gehen die Autofahrer nicht besonders pfleglich mit ihm um. Insbesondere die regelmässige Luftdruckkontrolle lässt zu wünschen übrig. Bis zu 30% der Fahrzeuge in Europa sind mit zu geringem Luftdruck unterwegs.
Mit falschem Luftdruck im Pneu kann das Fahrverhalten des Autos unkontrollierbar werden, die Reifenlebensdauer verringert sich, und es kann mit richtigem Luftdruck rund 75 Liter Treibstoff im Jahr gespart werden. Direkte Luftkontrollsysteme schneiden am besten ab, sind aber auch am teuersten. Bei indirekten Druckkontrollsystemen über ABS-Signal wird der Druckverlust ohne Angabe des Rades prompt gemeldet. Gute Ventilkappensysteme sind ein preiswerter Einstieg zu mehr Sicherheit, zumal fast niemand die regelmässige Reifendruckkontrolle durchführt. Obwohl diese Systeme noch verbessert werden sollten, ist jedes System besser als gar keine Reifendruckkontrollüberwachung, denn falscher Reifendruck kann lebensgefährlich sein. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von teilweise recht komplexen Fahrerassistenzsystemen wie ABS, ESP und Spurhalteassistent, die auch nur mit einwandfreiem Luftdruck in allen Reifen funktionieren, ist es unverständlich, dass der automatischen Reifendrucküberwachung bislang so wenig Aufmerksamkeit seitens der Hersteller gewidmet wurde. Immerhin stellen Reifenplatzer ein sehr hohes Unfallrisiko dar.
Rechtzeitige Warnmeldungen helfen zudem, mit reduzierter Geschwindigkeit noch einen sicheren Pannenplatz erreichen zu können. Eine Forderung, alle neu zugelassenen PW und LW inkl. Anhänger mit Reifendruckkontrollsystemen auszurüsten, ist also längst überfällig. Die USA machen es vor: Seit September 2007 ist eine entsprechende Ausrüstung für Neufahrzeuge obligatorisch.
Direkt messenden Reifendruckkontrollsysteme
Die direkt messenden Reifendruckkontrollsysteme erkennen einen Druckverlust am schnellsten und liefern präzise Informationen auch bei langfristigen „Diffusionsverlusten“. Sie verfügen über einen Druck- bzw. Druck-Temperatur-Sensor, der im Reifeninneren an der Felge angebracht ist. Per Funk wird der Momentandruck an einen Empfänger im Fahrzeug gesendet.
Indirekt messenden Systeme
Die indirekt messenden Systeme gehören bei verschiedenen Fahrzeugmodellen zur Serienausstattung oder sind gegen Aufpreis als Option verfügbar. Sie vergleichen die Raddrehzahlen mittels Sensoren, die in den meisten Fahrzeugen für ABS und ESP ohnehin eingebaut sind. Bei Druckabfall an einem Rad verringert sich der Abrollumfang des Rades, es wird kleiner. Dadurch steigt die Drehzahl des Rades an, und das System erkennt so den Druckverlust.
Reifendichtmittel im TCS-Test
Bei vielen Neufahrzeugen wird heute nicht mehr ein Reserverad mitgeliefert, sondern es kommen bei einer Reifenpanne chemische Reifendichtmittel zum Einsatz. Auch auf dem Zubehörmarkt sind viele Produkte vorwiegend über das Internet erhältlich.
Zum Ersatzrad gibt es keine Alternative. Im Vergleich zum klassischen Reserverad sind die Reifensprays und -pannensets zwar leichter, doch wenn die Panne mehr als eine Stichverletzung oder kleine Risse in der Lauffläche umfasst, ist eine Weiterfahrt nicht mehr möglich.
Die defekten Pneus dürfen anschliessend nicht mehr repariert werden. Bei den Reifenpannensets gibt es grosse qualitative Unterschiede. Vor allem eine einfach verständliche Betriebsanleitung sowie eine gute Abdichtung auch bei etwas grösseren Löchern unterscheiden die guten von den „bedingt empfehlenswerten“ Produkten. Nicht zu empfehlen sind vorbeugende Dichtmittel: Der Anwender kann eine Beschädigung des Reifens nicht erkennen, da es keinen oder nur geringen Druckverlust gibt.
Doch durch Feuchtigkeit im Reifen kann es zur Laufflächenablösung kommen, was fatale Folgen haben kann. Die Billiglösungen der Reifenpannensprays überzeugen noch weniger. Einerseits liegt dies an der ungenügenden Betriebsanleitung, anderseits ist bei tiefen Temperaturen ein Funktionsausfall möglich.
(Quelle: TCS)
José Peixoto/pd